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3 Gründe, warum Scheitern gut ist

Aufgaben, Beziehungen, Lebensträume: Wir alle mussten uns schon mal eingestehen, dass wir an etwas gescheitert sind. In solchen Momenten kann ein Perspektivwechsel helfen. Hol Dir 3 Impulse. 

Bildnachweis: Yuricazac via iStock

Was bedeutet es zu scheitern? In der Sprache des Dudens bedeutet es: a) „ein angestrebtes Ziel o. Ä. nicht erreichen, keinen Erfolg haben” oder b) „misslingen, missglücken, fehlschlagen”. Die konkrete Situation – ob beruflich, im Studium, privat – ist immer eine andere, doch das Gefühl dahinter vergleichbar. Du bist enttäuscht, niedergeschlagen und vielleicht auch voller Zweifel. In Deinem Kopf entsteht ein Gedankenkarussell, das sich um die Frage dreht: Was wäre, wenn ich … 

… die vermasselte Prüfung ernster genommen hätte?   

… im Vorstellungsgespräch überzeugender aufgetreten wäre? 

… mich in meiner Beziehung anders verhalten hätte?  

Das sind nur Beispiele. Was sie gemeinsam haben: Sie führen Dich langfristig in eine Sackgasse. Auch wenn es völlig in Ordnung ist, Deine Niederlage erstmal zu betrauern. Doch sind der gröbste Schock und Schmerz vorüber, kannst Du Dich selbst an die Hand nehmen und für die Möglichkeiten öffnen, die Dich auf dem Boden der Tatsachen erwarten.  

Eine psychologische Methode, die Dir dabei hilft, nennt sich Reframing. Damit ist „die Umdeutung bzw. Neukontextualisierung eines Problems” gemeint: „von P. Watzlawick* als die Kunst benannt, Inhalte in einen neuen Rahmen zu stellen und ihnen dadurch eine neue Bedeutung zu verleihen.”**  

Mit dieser Technik gibst Du der Situation des Scheiterns einen Sinn, indem Du es aus einem anderen – und zwar konstruktiven – Blickwinkel betrachtest. So erweiterst Du Deine eingeschränkte Sicht und verlagerst den Fokus weg vom Scheitern, hin zu alternativen Wegen und Lösungen.  

Du kannst Dir zum Beispiel sagen: 

„Scheitern bedeutet Lernen” 

 Kennst Du die Geschichte von Thomas Edison und seiner bahnbrechenden Erfindung? Der leidenschaftliche Pionier auf dem Gebiet der Elektrizität hat fast 9.000 Versuche unternommen, bis er die Glühbirne zum Leuchten brachte. Einer seiner Mitarbeiter soll ihn nach etlichen Versuchen auf sein bisheriges Scheitern angesprochen haben. Edisons Antwort darauf ist inzwischen ein beliebtes Zitat: Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühlampe baut.   

„Edison war ein besessener Erfinder. Und er hat, wie wir heute sagen würden, genau das richtige Mindset, die richtige Einstellung zu seinen Rückschlägen. Er hat daraus gelernt, hat überlegt, was er beim nächsten Mal anders und besser machen muss, um seinem Ziel wieder etwas näher zu kommen. Was, wenn er entmutigt aufgegeben, sich wegen seiner Fehler und seines Scheiterns gegrämt hätte?”*** 

„Scheitern bedeutet Loslassen” 

Manchmal beißen wir uns an fixen Ideen fest und glauben, dass in ihrer Verwirklichung allein der heilige Gral unseres Lebensglücks liegt. Doch ist das wahr? Wärst Du mit dem Schwarm, den Du nur flüchtig kanntest und der Dir einen Korb gegeben hat, auch im echten Leben ein Dreamteam gewesen? Hätte Dich der vermeintliche Traumjob, auf den Du eine Absage bekommen hast, wirklich erfüllt? Rückblickend können sich Ereignisse, die Dir zunächst wie eine Katastrophe erscheinen, als Glücksfall entpuppen.  

Über das Glück im Unglück erzählt eine chinesische Parabel: Ein alter Bauer bestellt zusammen mit seinem Sohn das Feld. Sie haben nur ein Pferd, das ihren Pflug zieht. Und das läuft ihnen eines Tages fort. Die Nachbarn rufen mitleidig: „Was für ein Unglück!” Der Bauer hingegen reagiert gelassen: „Glück oder Unglück: Wer weiß das schon?” Kurze Zeit später kommt das Pferd wieder – und mit ihm fünf Wildpferde, die es in den Stall des alten Bauern führt. Die Legende geht noch ein ganzes Stück weiter. Long Story Short: Ein anfängliches Glück wird zum Unglück, ein beklagtes Unglück wiederum zum Glück.  

Was wir von dem alten Bauer lernen können: Er trennt das objektive Ereignis von seiner subjektiven, emotionalen Bewertung. Dabei klammert er sich weder an die Vergangenheit noch an eine Wunschvorstellung von der Zukunft, sondern akzeptiert die Situation. Genau so, wie sie ist. Im Hier und Jetzt. 

„Scheitern bedeutet neu anfangen” 

Der Rat, Dein Scheitern als Chance zu begreifen, mag Dir wie eine Plattitüde oder – wenn Du gerade im großen Stil gescheitert bist – wie blanker Hohn erscheinen. Doch so mancher Allgemeinplatz wirkt eben deshalb so abgedroschen, weil er eine vielfach gelebte Erfahrung vermittelt.  

Die oft schmerzliche, aber letztlich heilsame Erkenntnis dahinter: Du bist vielleicht eine Zeitlang in die falsche Richtung gelaufen. Du musst Dich von vertrauten Denk- und Verhaltensmustern, Zielen oder auch Menschen verabschieden. Dieses Kapitel zu schließen und ein neues zu beginnen, wird Dich anfangs Mut kosten. Trau Dich. Denn die Zukunft, die vor Dir liegt, kann so viel aufregender, erfüllender und erfolgreicher sein als die Niederlage, aus der sie entstanden ist.

 

* Paul Watzlawick (*1921, † 2007): Österreichischer Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler      

**Quelle: „Lexikon der Psychologie: Reframing”. Spektrum.de. Online-Wissenschaftsportal der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft. Webseite.  

***Quelle: „Scheitern als Chance begreifen: Mut gehört dazu” (09.01.2018). Börsenblatt.net. Webseite.

  

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Ich bin Münchnerin mit tschechischen Wurzeln und habe nach meiner Promotion in Medienwissenschaften an der IU meine berufliche Heimat gefunden: als Vollblutredakteurin und -texterin. Privat begeistere ich mich für Philosophie, Kultur und Minimalismus. Damit ich frei bin für das, was mir wirklich wichtig ist: Reisen, Schreiben und Menschen, die inspirieren.

Natalie
IU Redakteurin