Zeit. Wenn Kinder und Erwachsene ergotherapeuthisch behandelt werden, braucht es viel Fingerspitzengefühl. Und Zeit. Ergotherapeut:innen leisten einen enorm wichtigen Beitrag. Heute stehen sie vor neuen Herausforderungen. Im Gespräch erklärt Prof. Dr. Holm Thieme, weshalb gut ausgebildete Expert:innen wichtig sind, um der Branche und vor allem der Gesellschaft gerecht zu werden.
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Herr Prof. Thieme, was sind die aktuellen Herausforderungen der Ergotherapie und wie kann ein Bachelorstudium der Branche die entscheidende Wende bringen?
Prof. Dr. Holm Thieme: Heute wissen wir, dass durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Digitalisierung und ein zunehmend chronisches Krankheitsspektrum eine dynamische Weiterentwicklung der Ergotherapie immer bedeutsamer wird – beispielsweise in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung. Daher ist, aufbauend auf die fachschulische Ausbildung, das übergeordnete Ziel des Fernstudiums, die Studierenden zum „reflektierenden Praktiker“ auszubilden. Das meint vor allem die Fähigkeit, das eigene Handeln vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, gesundheitswirtschaftlicher und -politischer Entwicklungen und der individuellen Bedürfnisse und Bedarfe der Klienten und Patienten zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Wie ist das Studium aufgebaut und welche Besonderheiten gibt es?
H. Thieme: Das Studium ist sehr praxisorientiert, wobei reflektiertes Handeln in den Bereichen Spiel und Freizeit sowie Selbstversorgung und Arbeitsleben im Mittelpunkt steht. Mit der klinischen Vertiefung Neurorehabilitation werden Studierende auf die Arbeit in diesem äußerst dynamischen Gebiet vorbereitet. Darüber hinaus stehen weitere Spezialisierungen wie Management, Gesundheitsförderung und Prävention sowie Didaktik zur Auswahl. Und: Dank virtuellem Campus und maximaler Flexibilität ist das IU Fernstudium für ausgebildete Ergotherapeuten der optimale Weg, um Beruf und Familie mit einer akademischen Weiterqualifizierung zu verbinden. Außerdem können aufgrund der Berufsausbildung drei Semester anerkannt werden, was die reguläre Studienzeit um die Hälfte verkürzt.
Wie geht es für Ergotherapeuten nach dem Abschluss weiter?
H. Thieme: Ergotherapeuten, die bereit sind, sich auf neueste Entwicklungen einzulassen und diese mitzugestalten, werden immer gefragter. Auch die Mitarbeit in der Forschung oder das Entwickeln neuer Handlungsansätze in Therapie und Prävention machen ein aufbauendes Studium der Ergotherapie sehr attraktiv. In klassischen Arbeitsfeldern wie Krankenhaus, ambulante Praxis oder Rehabilitationsklinik steigt die Nachfrage nach akademisch ausgebildeten Ergotherapeuten, da sie wissenschaftlich fundierte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden eruieren, neue Konzepte etablieren und wichtige Impulse setzen.
Was kann das Fernstudium zusätzlich leisten, wenn es darum geht, Theoretisches im Beruf anzuwenden?
H. Thieme: Es bereitet vor allem auf neue Handlungsfelder vor, z.B. in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention, die in Kitas und Unternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aber auch wichtige Leitungs- und Managementaufgaben mit ergotherapeutischem Fokus sind mit dem Bachelorabschluss möglich. Es gibt also nicht nur spannende Einsatzbereiche, sondern auch richtungsweisende Aufgaben zu übernehmen. Umdenken, den Patienten stärker in den Mittelpunkt stellen und neueste Erkenntnisse zeitnah einbeziehen – das sind die Kernelemente der Ergotherapie von heute. Daher ist eine akademische Weiterbildung wichtig, um in der Therapie beste Erfolge zu erzielen. Jetzt und in Zukunft.
Vielen Dank, Herr Prof. Thieme, für Ihre Zeit und Ihren Beitrag zum Thema!
Prof. Dr. Holm Thieme
Ergotherapie