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Wer rastet, der rostet

In einer Gesellschaft, deren Mitglieder immer länger erwerbstätig bleiben müssen und in der häufige Berufswechsel Normalität sind, wird lebenslanges Lernen immer wichtiger. Das wirkt sich auch auf die Zahl der Fernstudierenden aus. Laut dem Forum Distance Learning steigen die Studierendenzahlen kontinuierlich – auch bei den über 50-Jährigen. Was sie zum Studium bewegt und wie ihr Umfeld reagiert? Wir haben unsere Studierenden gefragt.

(Bildnachweis: Tassii via iStock)

Spaß am Lernen, berufliche Neuorientierung, bessere Aufstiegschancen: Diese drei Gründe für ein spätes Studium wurden in einer Umfrage unter den Fernstudierenden der IU ab 50 am häufigsten genannt. Unabhängig davon erhofft sich insgesamt etwa die Hälfte der Befragten aufgrund ihres Studiums mehr Möglichkeiten im Berufsleben.

„Gering und unzureichend Qualifizierte sind die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt. Wer also seinen Kompetenzbereich stetig erweitert, handelt für alle Lebensphasen vorausblickend“, findet Ralf Reiter, der mit 55 Jahren im IU Fernstudium den Bachelor Wirtschaftsrecht studiert. „Mit steigender Lebensarbeitszeit ist es sehr wichtig, beruflich flexibel zu bleiben“, stimmt die 55-jährige Hildegard Keck zu.

Dass sich das auch tatsächlich auszahlen kann, beweist Cristina Petzolt: „Obwohl ich erst vor einem Jahr mit meinem Studium begonnen habe, habe ich sofort eine berufliche Anstellung erhalten“, freut sich die 53-Jährige.

Durch das sich stetig erhöhende Renteneintrittsalter in Deutschland und den bestehenden Fachkräftemangel lohnen sich Weiterbildungen für Ältere auch für die Unternehmen: Mitarbeiter ab 50 verbleiben noch einige Jahre im Unternehmen und wechseln weniger wahrscheinlich den Arbeitgeber.

50-Jährige in vielen Bereichen fitter als noch mit 25

Also, was spricht gegen ein Studium im Alter? Eine eventuell schlechtere Gedächtnis- und Lernleistung auf jeden Fall nicht. Die Forschung bestätigt: Die persönliche Lernleistung hängt von Wortschatz und Arbeitsgedächtnis ab – und beides kann man trainieren. In manchen Bereichen wie dem Kopfrechnen sind ältere Menschen den jüngeren sogar meist überlegen, hat der Schweizer Psychologe Philippe Rast herausgefunden. Das erleben auch unsere Studierenden. „Erstaunlicherweise stelle ich fest, dass mein Gehirn wesentlich aufnahmefähiger geworden ist als in jungen Jahren. Das Klischee, dass mit dem Alter das Lernen schwieriger wird, stimmt bei mir jedenfalls nicht“, erzählt Laurenz Fank, 52.

Auch die Seattle Longitudinal Study, die seit über 60 Jahren alle sieben Jahre die geistigen Fähigkeiten von bis zu 6.000 Personen untersucht, zeigt: In punkto Sprachkompetenz, Wortgedächtnis, räumlicher Orientierung und Schlussfolgerungen aus komplexen Situationen sind die über 50-Jährigen den 25- bis 35-Jährigen voraus.

Alexandra Stanko

Alexandra Stanko macht mit 51 Jahren ihre Weiterbildung zur Ökonomin an der IU und ist ebenfalls überzeugt: „Ich fühle mich fitter im Kopf als je zuvor und bin überrascht über die Kapazitäten, die man mit 50 hat. Ich würde sogar sagen, es studiert sich leichter als in jungen Jahren, da man – wenn man sich für ein Studium im Alter entscheidet – klarere Vorstellungen davon hat, wozu man das Ganze macht.“

Dass man mit Anfang bis Mitte 50 geistig nicht abbauen muss, zeigen auch die Ergebnisse des Instituts für Hirnforschung der Uni Bremen: Wer mit 45 bis 55 Jahren geistig bereits stagniert, hat eine geringe Leistungsmotivation und setzt sich zu niedrige Ziele. Das Gehirn könne leisten, was von ihm gefordert wird, und lerne nur, wenn es eine Belohnung erwarte. Dementsprechend kann es allein für die geistige Fitness sinnvoll sein, auch mit über 50 noch ein Studium zu beginnen. Erst recht in unserer Wissensgesellschaft, die sich in Zeiten der Digitalisierung nur umso schneller wandelt.

Hildegard Keck

Flexibilität im Studium entscheidend

Das Studium muss zum Alltag passen – auch oder vielleicht gerade im Alter. Das sehen auch unsere Befragten so. „Sehr wichtig ist für mich die Flexibilität des Fernstudiums, die ich mit vier Kindern und Berufstätigkeit sehr schätze. Ich höre zum Beispiel beim Joggen oder wenn ich Wartezeiten überbrücken muss die Lerninhalte per Podcast“, so Hildegard Keck. Etwa zwei Drittel der Studierenden haben dennoch feste Zeiten für das Lernen eingeplant, in der Regel frühmorgens oder am Wochenende.

Umfeld reagiert gespalten

Lebenslanges Lernen im Sinne einer persönlichen Weiterentwicklung und Anpassungsleistung an eine sich schnell verändernde Umwelt wird weiter an Bedeutung gewinnen, da sind sich zahlreiche Wissenschaftler einig. Gut, wenn man dabei von Familie und Freunden unterstützt wird. Neun von zehn unserer Befragten geben an, dass ihr Umfeld grundsätzlich positiv zu ihrem Studium steht. „Aus meinem ferneren Umkreis bekomme ich Rückmeldungen, die von Be- bis Verwunderung reichen – je nachdem, was sie darüber denken, ‚in dem Alter’ noch mal etwas Neues zu lernen und zu wagen. Aber meistens ernte ich Respekt“, berichtet Alexandra Stanko.

Doch leider fehlt manchen Menschen das Verständnis für den Wunsch nach geistiger Herausforderung bei ihren Nächsten. Auch Laurenz Fanks Umfeld bringt wenig Verständnis für sein Studium auf: „Viele verharren in der Denke, dass ein solches Vorhaben nur Sinn macht, wenn es der Karriere dienlich ist. Hier wird zu kurz gedacht“, so Fank. Dieser Meinung sind auch 70 Prozent unserer Befragten. Sie geben an, dass man zum Lernen nie zu alt sei. Lernen trainiert die Flexibilität des Gehirns und erhält uns darüber eine Fülle an Möglichkeiten bis ins hohe Alter. Die Herausforderung ist, sich selbst ständig weiter zu entwickeln. Denn das alte Sprichwort hat recht: Wer rastet, der rostet.

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