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Berufung statt Beruf 

Anika hat für ihre Bachelorarbeit zur Akzeptanz von Regenbogenfamilien unseren Diversity Award gewonnen. Warum sie sich auch persönlich mit dem Thema identifiziert und wie sie mit ihrem Fernstudium ihre Berufung zum Beruf gemacht hat, erfährst Du im Interview. 

Bildnachweis: Anika

Liebe Anika, wie würdest Du Dich in drei Sätzen selbst beschreiben? 

Meine Freunde und meine Familie beschreiben mich als sehr empathisch und hilfsbereit. Meine Arbeitskolleg:innen als gut organisiert und gelassen. Persönlich sehe ich mich als jemand, der die Bedürfnisse anderer über die eigenen stellt, sich über die kleinen Dinge des Lebens freut und sich für keine Albernheit zu schade ist. 

Du hast bei uns Deinen Bachelor Soziale Arbeit abgeschlossen. Warum hast Du Dich für den Studiengang entschieden? Und warum für die IU internationale Hochschule (IU)? Du bist ja eigentlich ausgebildete Industriekauffrau. 

Ich hatte schon sehr lange den Wunsch mich beruflich neu zu orientieren und im sozialen Bereich tätig zu sein. Dafür habe ich immer gebrannt, konnte es aber aufgrund verschiedener Faktoren nie umsetzen. Ich habe mit dem Fernstudiengang BWL gestartet, aber schnell gemerkt, dass mich das einfach nicht genug interessiert. Mein Studium habe ich dann erst einmal pausiert und mich extrem gefreut, als die IU dann den neuen Studiengang Soziale Arbeit angeboten hat. Diese Chance habe ich sofort ergriffen und den Studiengang gewechselt. So konnte ich meinem Vollzeitjob weiter nachgehen und und meinen Weg Richtung beruflicher Neuorientierung starten. Die IU war nach langer Recherche für mich die Hochschule der Wahl, da viel Flexibilität für mich sehr wichtig und auch unerlässlich war. Ich konnte das Fernstudium exakt auf mich abstimmen und daher alles gut unter einen Hut bekommen. Das war für mich der entscheidende Faktor. Ich bin während meines Studiums umgezogen, habe geheiratet, den Job gewechselt, zwei Kinder bekommen. Nur durch die enorme Flexibilität war es mir möglich den Abschluss trotz aller Umstände erfolgreich zu meistern. Die Möglichkeit, Klausuren online zu schreiben, fand ich überragend und hat mir extrem geholfen. 

Du hast Dich in Deiner Abschlussarbeit mit dem Thema „Akzeptanz von Regenbogenfamilien – Stoßen homosexuelle Eltern in unserer Gesellschaft auf weniger Akzeptanz als das klassische Familiensystem?“ beschäftigt und dafür im Herbst 2021 unseren Diversity Award gewonnen. Warum dieses Thema? 

Mir war es sehr wichtig ein Thema zu wählen, was mir persönlich viel bedeutet und was aus meiner Sicht relevant und wichtig ist. Mein Ziel war es, die Sichtbarkeit alternativer Familienformen zu erhöhen und auch Personen zu erreichen, die mit dem Thema Diversität bisher nicht sehr vertraut sind. Für die Themenwahl und die damit einhergehende Umfrage erreichte mich viel positives Feedback, was mich natürlich sehr gefreut hat. Dieses Thema betrifft mich unmittelbar persönlich, weshalb ich die Auswertung der Umfrage auch spannend fand. Ich wollte ein Thema aus der Mitte der Gesellschaft wählen und, das von aktueller Relevanz ist. Die Regenbogenflagge oder Regenbogenfarben als Zeichen von Toleranz und Akzeptanz waren immer mal wieder vermehrt in den Medien zu sehen und auch in meinem Umfeld erfahren wir als Regenbogenfamilie große Akzeptanz. Ich wollte herausfinden, ob dies auch bei der Mehrheitsgesellschaft der Fall ist und ein möglichst differenziertes Meinungsbild einholen. Zum Zeitpunkt der Themenfindung lief gerade eine Klage von zwei Mamas, die erreichen wollten, dass ihr gemeinsames Wunschkind von Geburt an auch rechtlich zwei Elternteile hat. Ein Fernsehbericht hierüber war der erste Impuls in Richtung Regenbogenfamilien als primäres Thema. 

Du lebst in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Magst Du uns etwas mehr darüber erzählen? 

Meine Frau und ich gehen nun seit zehn Jahren gemeinsam durchs Leben. Wir haben 2014 unsere Lebenspartnerschaft eintragen lassen und diese dann nach der Öffnung der Ehe für alle zu unserem 5. Hochzeitstag in eine offizielle Ehe umschreiben lassen. Dies hatte für uns eher Symbolcharakter als tatsächliche Vorteile. Mittels einer Samenspende sind 2019 und 2021 unsere beiden Töchter Ida und Jette zur Welt gekommen und haben unser Familienleben enorm bereichert. Wir leben in einem kleinen Dorf, in dem wir tatsächlich ausschließlich positive Erfahrungen bezüglich der Akzeptanz unserer Familienform gemacht haben. Dafür sind wir sehr dankbar. Aktuell kämpfen wir uns durch die zweite Stiefkindadoption. Hierfür sind unfassbar viele Unterlagen nötig (unter anderem Gehaltsnachweise, Lebenslauf, Fragebogen, ausführlicher Lebensbericht zu Partnerschaften, Familienverhältnissen, Eltern etc.), sowie ein Termin bei einem Notar und ein Hausbesuch durch das Jugendamt. Der gesamte Prozess ist für mich schwer nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass ich unser gemeinsames Wunschkind adoptieren möchte/muss, bei dessen Geburt ich anwesend war. 

Denkst Du wir leben bereits in einer diversen Gesellschaft? Wo siehst Du Errungenschaften und wo Probleme? 

Ich denke, dass die Sichtbarkeit von Regenbogenfamilien bzw. generell von alternativen Lebens- und Familienformen in den letzten Jahren erhöht werden konnte. Ein großer Meilenstein war hier sicherlich die 2017 beschlossene Ehe für alle, die große Zustimmung gefunden hat. Trotz aller Akzeptanz in der Gesellschaft ist der Alltag oft begleitet von bürokratischen Hindernissen. Viele Formulare sind auf die traditionelle Vater-Mutter-Kind-Familie ausgelegt und gerade in Bezug auf den Kinderwunsch muss man viele Steine aus dem Weg räumen, um eine Familie zu gründen. Wenn das gemeinsame Wunschkind dann da ist, hat das Kind rechtlich erst einmal nur ein Elternteil, da nicht beide Mütter als Eltern anerkannt werden. Kurz nach der Geburt investiert man dann viel Zeit und Nerven für den zeitaufwendigen Prozess der Stiefkindadoption, damit die soziale Mutter auch rechtliches Elternteil wird und das Kind doppelt abgesichert ist. Bis zu diesem Zeitpunkt vergehen oft Monate oder auch Jahre und bis dahin hat nur die leibliche Mutter eine rechtliche Bindung zum Kind. Mittlerweile gibt es aber auch zum Beispiel immer mehr Kinderbücher und andere Materialien, in denen Diversität abgebildet wird. Sowas freut mich immer sehr und zeigt, dass die Richtung hier zumindest die richtige ist – auch wenn ich mir oft schnellere und größere Schritte in Richtung Gleichberechtigung und vollständige Anerkennung wünschen würde. 

Du arbeitest in einer Einrichtung für Kinder- und Jugendhilfe. Wie genau sieht Dein Arbeitsalltag aus? 

Durch mein Fernstudium an der IU konnte ich mich beruflich neu finden und bereits einige Monate vor meinem Abschluss eine Anstellung als Sozialpädagogin in der Kinder- und Jugendhilfe beginnen. Hier begleite ich mit einem multiprofessionellen Team den Alltag von 9 Jugendlichen in einer stationären Wohngruppe. Wir arbeiten hier als Schnittstelle eng mit Institutionen wie zum Beispiel dem Jugendamt, der Schule und auch der Familie und Ärzten zusammen. Die Jugendlichen ziehen mit ganz unterschiedlichen Biographien, Defiziten und Ressourcen bei uns ein. Dies gilt es individuell zu erkennen, Traumata aufzuarbeiten, Persönlichkeiten zu stärken und einen sicheren Ort für eine gesunde Entwicklung zu schaffen. Sowohl die Beziehungsarbeit als auch die aufsuchende Elternarbeit sind wichtiger Bestandteil der Arbeit. Der Job ist oft herausfordernd, zeigt die eigenen Grenzen auf, gibt mir aber auch ebenso viel zurück und lässt mich wachsen. Für mich war dies die beste Entscheidung und ich freue mich jedes Mal auf den Arbeitstag. 

Was würdest Du anderen Fernstudierenden mit auf den Weg geben, die sich nochmal ganz neu orientieren wollen? 

Einfach machen! Man wächst mit seinen Aufgaben und sollte sich nicht von Selbstzweifeln davon abbringen lassen, beruflich einen neuen Weg zu gehen. Es gibt gerade über die sozialen Netzwerke eine tolle Vernetzung der Studenten und einen guten Austausch. Man wird hier nicht alleine gelassen, wenn es mal stockt, sondern erhält viel Unterstützung und auch Motivation. Das hat mir in vielen Phasen des Studiums sehr geholfen. Durch die Flexibilität schafft man es gut das Studium auch in den stressigen Familien- und/oder Berufsalltag zu integrieren und kann über jede geschaffte Klausur stolz sein, seinem Ziel ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein. Am Ende des Weges wird man belohnt mit einem Job der mehr Berufung als Beruf ist. So erging es mir jedenfalls, worüber ich sehr froh bin. 

 

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Ich komme aus München und bin Redakteurin an der IU Internationalen Hochschule. Neben dem Schreiben lese ich unheimlich gerne und verbringe jede freie Minute in der Natur – am liebsten gemeinsam mit meinen Besten. Ohne gute Musik könnte ich nicht leben. Ich liebe das Theater und reise, so viel ich kann.

Aylin
IU Redakteurin