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Mehr Frauen in die IT

IU Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Alexandra Wuttig und Dr. Carmen Thoma, Chief Operative Officer im IU Fernstudium, erklären im Interview, warum ihnen das IU Stipendienprogramm Women in Tech besonders am Herzen liegt.

(Bildnachweis: Dr. Carmen Thoma)

Sollten Frauen gefördert werden, wenn sie Männerdomänen wie die IT-Branche betreten möchten? Die IU findet: ja, sollten sie! Daher hat sie Women In Tech ins Leben gerufen, ein Stipendienprogramm für 100 Frauen technikorientierter Fernstudiengänge. Prof. Dr. Alexandra Wuttig, IU-Gleichstellungsbeauftragte, und Dr. Carmen Thoma, Chief Operative Officer im IU Fernstudium, erzählen, warum dieses Projekt ihnen besonders am Herzen liegt.

Seit Mitte September läuft im IU Fernstudium das Stipendienprogramm #WomenInTech, das sich speziell an Frauen richtet. Warum sollten Frauen, die sich für einen Beruf in IT und Technik interessieren, besonders gefördert werden?

Alexandra: Aktuell sind nur circa 20 Prozent der Studierenden und Arbeitnehmer technikorientierter Berufe weiblich – und das, obwohl in den Schulen Mädchen häufig genauso gut oder besser in naturwissenschaftlichen Fächern abschneiden als Jungen. Gerade weil die weiblichen Vorbilder in diesen Bereichen fehlen, müssen Frauen ab und an ermutigt werden, dass ihnen Technologiebranchen genauso offen stehen wie Männern.

Die Arbeitsstatistiken zeigen: Frauen entscheiden sich eher für dienstleistungsorientierte Berufe, Männer eher für technikorientierte. Warum kann man es nicht einfach dabei belassen?

Alexandra: Weil soziale und personennahe Dienstleistungen, so wichtig sie für die Gesellschaft sind, meist schlechter bezahlt werden. Überall in Europa verdienen Frauen weniger als Männer, in Deutschland liegt die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern bei 21 Prozent. Das liegt auch an der Berufswahl – und weil es in diesen Branchen häufig weniger Möglichkeiten gibt, zur Führungskraft aufzusteigen.

Carmen: Und der sogenannte „Gender Pay Gap“ führt dann mit dazu, dass das Armutsrisiko bei Frauen viel höher als bei Männern ist, besonders was die Altersarmut betrifft. Außerdem fehlt gerade in den MINT-Bereichen Fachpersonal, die deutsche Wirtschaft kann es sich also gar nicht leisten, auf weibliche Mitarbeiter zu verzichten. Das Thema hat also auch gesellschaftliche Dimensionen, und insofern wollen wir uns an der IU für Diversität am Arbeitsplatz einsetzen und die Zahl der Frauen in männlich dominierten Industrien erhöhen. So entstand die Idee für Women In Tech.

Wer hat etwas von mehr Diversität am Arbeitsplatz?

Alexandra: Wir glauben, dass alle davon profitieren: Zum einen natürlich die Frauen, denen auf einem gendergerechten Arbeitsmarkt mehr Möglichkeiten geboten werden. Aber Diversität in Unternehmen steigert auch die Gesamtleistung. Eine aktuelle ILO-Studie bestätigt zum Beispiel, dass Firmen schon von einem Frauenanteil von 30 Prozent in Führungspositionen profitieren: Es zeigten sich Verbesserungen in den Bereichen Kreativität, Innovation und Offenheit in der Unternehmenskultur. Zudem gab über die Hälfte der befragten Firmen an, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser halten oder neue gewinnen können. Auch Männer, die nicht dem klassischen Managementtyp entsprechen, gewannen durch den erhöhten Frauenanteil. Und natürlich verbesserte sich die Wirkung nach außen, auf Kundinnen und Kunden, auf das Image etc.

Was sollten und können einzelne Unternehmen tun, um die Frauen in den eigenen Reihen zu fördern?

Carmen: Meiner Erfahrung nach geben sich Frauen oft mit weniger zufrieden, sei es beim Gehalt oder der Position. Sie zweifeln oft an ihrem Können und haben Angst, einer Position nicht gerecht zu werden. Wollen Unternehmen Frauen in den eigenen Reihen fördern, brauchen diese klare Zeichen, dass man ihnen die neue Position zutraut und dass sie die Richtige für die neue Rolle sind.

Frauen müssen also öfter an ihre Stärken erinnert werden?

Carmen: Werden nur diejenigen befördert, die sich am meisten ins Rampenlicht rücken oder am selbstbewusstesten rüberkommen, sind das meist Männer. Frauen suchen ein Umfeld, das an sie glaubt, in dem eine positive Arbeitsatmosphäre herrscht und das Ergebnis zählt – und nicht eines, in dem sie sich zu stark verkaufen und als Frau extra behaupten müssen. Ich habe außerdem erlebt, dass Frauen – einmal in der neuen Position angekommen – meist weit mehr als 100 Prozent geben, selbstbewusst auftreten und von den anfänglichen Zweifeln keine Spur mehr zu erkennen ist.

Für mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen sollte daher ein Umdenken in der Einstellungs- und Beförderungspolitik stattfinden und die Einstellung „ich bin der/die Beste und genau der/die Richtige für den Job“ weniger stark berücksichtigt werden. Stattdessen sollten talentierte Frauen gezielt gefördert und motiviert werden, die Karriereleiter zu erklimmen. Wollen tun das viel mehr, als man auf den ersten Blick erkennt.

Alexandra Wuttig studierte Jura, promovierte an der Goethe Universität Frankfurt und erwarb einen Master of Business Administration mit Schwerpunkt Entrepreneurship. Neben ihren Aufgaben als Professorin für Entrepreneurship und Innovation und als Gleichstellungsbeauftragte an der IU ist Alexandra Mutter von zwei Töchtern, engagiert sich ehrenamtlich für die Gleichstellung der Frauen und ist Mitgründerin eines Start-ups im Modebereich.

Carmen Thoma hat an der Ludwigs-Maximilian-Universität München und am Center for Digital Technology and Management studiert und anschließend im Bereich Behavioral Economics an der LMU promoviert. An der IU stieg sie zunächst als Projektleiterin für E-Learning ein und war unter anderem für die Einführung der Online-Klausuren verantwortlich. Seit 2018 ist sie COO des IU Fernstudiums mit rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrem Bereich. In ihrer Freizeit liebt sie es, mit ihren zwei Söhnen die Bolzplätze Münchens zu erobern.