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Lernen macht glücklich 

Wusstest Du: Wenn wir lernen, stößt unser Gehirn Dopamin aus. Im Interview erzählt uns Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt, was uns Menschen wirklich glücklich macht. 

Bildnachweis: Eugenio Marongiu via iStock

Liebe Frau Prof. Dr. Rehwaldt, wie definiert die Psychologie Glück?  

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Glücklich sein ist bisher nicht vernünftig definiert. Glück ist ein Zustand. Eine Kombi aus Emotionen wie z.B. Freude und Euphorie. Ein Affekt also, der flüchtig ist, den wir aber kognitiv bewerten. Also “Damals war ich glücklich, weil ….” Hier könnte man vielleicht eine Definition entwickeln. Aber es wird noch komplizierter. Es gibt ja auch Wohlbefinden oder Zufriedenheit. Was wäre dann der Unterschied? Im Grunde geht es bei einer Definition auch um die sprachliche Bedeutung. Im Englischen beispielsweise gibt es im Gegensatz zum Deutschen für die Unterscheidung “Glücklich sein” versus “Glück haben” eigene Begriffe: Luck (Zufall) und Happiness (Glück). 

 

Sie haben zum Thema Glück & Arbeit geforscht. Können Sie uns etwas tiefer in Ihre Forschungsarbeiten einführen? 

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Ich liebe das Thema. Es liegt doch so nahe, dass man sich in der Psychologie nicht nur mit psychischen Erkrankungen, sondern eben auch mit unserem Alltag  den Dingen, die uns zufrieden machen beschäftigt. Arbeit ist so ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Daseins. Im Grunde habe ich in meiner Forschung drei grundlegende Erkenntnisse definiert. 

  1. Glück kann man sehr wohl lernen. 
  1. Die drei wichtigen Faktoren für Glück bei der Arbeit sind Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft.  
  1. Weniger wichtig sind dabei die äußeren Umstände, also extrinsische Faktoren. 

Für meine Erkenntnisse habe ich sehr viele Menschen im Arbeitskontext befragt. Das hat gezeigt: Entgegen der Einschätzung vieler ist Glücksempfinden nicht immer verschieden und individuell, sondern genau genommen sind die Dinge, die die Menschen zum Thema Glück nennen, immer ähnlich. Gleiches gilt, wenn es um den Unterschied von Arbeitsglück und Arbeitszufriedenheit geht: Glück ist mehr. Intensiver. Verändert einen. Kommt von innen heraus. Zufriedenheit hingegen kommt eher von außen. Durch das Gehalt. Das Verhältnis zu Führungskraft oder Kolleg:innen. Das Aha-Erlebnis für die Menschen und für mich war: Wir alle schreiben immer wieder das Gleiche auf.  

Timo Kortsch und ich haben auch ein Testverfahren entwickelt, mit dem man Glück messbar machen kann. Vielleicht hast Du ja Lust, zu testen, wie glücklich Du bei der Arbeit bist?  

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Was ist positive Psychologie genau?  

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Psychologie bedeutete lange die reine Beschäftigung mit psychischen Erkrankungen. Schon in den 50er Jahren hat Maslow seine berühmte Bedürfnishierarchie entwickelt. Damit hat er das erste Mal die Wichtigkeit von Selbstverwirklichung und individuellem Wachstum für den seelischen Zustand des Menschen herausgearbeitet. Wie wachsen Menschen und wie blühen sie auf? Die Gesunderhaltung rückte hier erstmals in den Fokus der Forschung.  
 

Was kann man tun gegen Unglück? Wenn man z.B. in einem Beruf feststeckt, der einen nicht erfüllt. Kann studieren glücklich machen? 

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Gegen Unglück hilft Erkenntnis: Was genau macht mich unglücklich und wie kann ich das verändern. Etwas Neues lernen ist ein Weg. Denn da stößt unser Körper Dopamin aus. Menschen wollen von Natur aus lernen, da unser Gehirn uns dafür belohnt. Leider trainiert uns das aktuelle Schulsystem diese Freude am Lernen ab. Bei mir ist diese Freude im Studium wieder erwacht. Neues ausprobieren macht glücklich. Das Verharren in einer bekannten, sicheren, aber unglücklichen Situation nicht.
 

Was kann man tun, um glücklicher zu werden? 

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Jeden Tag jemandem etwas Gutes tun. Jeden Tag etwas Neues lernen. Inneres Wachstum erzeugt eben auch langfristiges Glück. Man fühlt Erfüllung. Tatsächlich verkümmern Menschen, wenn sie nicht lernen. 

 

Was würden Sie Studieninteressent:innen mit auf den Weg geben, die über einen Neustart nachdenken? 

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Ein Quell großen Unglücks ist es, wenn man z.B. etwas studiert oder lernt, was die Eltern wollen und nicht das, was einem liegt oder man selbst wirklich will. Nur wenn unser Herz an etwas klebt, können wir gut darin werden. Studieren ist ja eigentlich das Lernen lernen. Auch nach dem Studium lernen wir weiter. Also: Tut etwas, was Euch interessiert! Spaß ist so wichtig! Wenn wir uns wohlfühlen, sind wir einfach besser und erfolgreicher.
 

Was macht Sie persönlich glücklich? 

Frau Prof. Dr. Rehwaldt: Oh, da gibt es viele Dinge. Meine Arbeit macht mich glücklich. Vorträge halten macht mich glücklich. Ich vergesse oft sogar die Zeit. Ich bin froh, Menschen in Seminaren zu begleiten und Teil ihres Lernprozesses zu sein. Ich habe für mich die Arbeit gefunden, die mich sehr glücklich macht. 

 

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Ich habe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema Glück und Arbeit promoviert, was auch meinen Forschungsschwerpunkt darstellt. Vom artop Institut der Humboldt Universität Berlin bin ich als systemischer Coach und systemische Organisationsberaterin zertifiziert. Außerdem bin ich Autorin der Bücher: „Die glückliche Organisation“ und „Glück in Unternehmen“ im Springer Gabler Verlag. 

Prof. Dr. Ricarda Rehwaldt
IU Professorin für positive Psychologie