Ein turbulentes, emotionales Jahr neigt sich dem Ende. Statt großer Familienfeier steht für viele plötzlich Alleinsein auf dem Feiertagsprogramm. Wie schafft man es, die freien Tage trotzdem gelassen und motiviert anzugehen? Unsere Professor*innen haben ein paar Antworten.
(Bildnachweis: Natalia Bodrova / EyeEm via GettyImages)
Für die Wenigsten ist die Weihnachtszeit mit Ruhe, Gelassenheit und Besinnlichkeit verbunden – das war schon immer so. In diesem Jahr stellt die Pandemie die Gesellschaft vor zusätzliche Herausforderungen und durch all die Informationen, Regularien und Maßnahmen wird die emotionale Aufladung des Weihnachtsfestes zusätzlich verstärkt. Denn statt großem Familienfest steht plötzlich Einsamkeit auf dem Feiertagsprogramm. Wie Du trotzdem gelassen bleibst und Dir den Jahreswechsel schön gestaltest? Unsere Expert*innen der haben zehn Tipps für Dich zusammengefasst.
Ganz nüchtern betrachtet sind Veränderungen ein Bestandteil des Lebens und die aktuelle Situation ist keine Ausnahme. Akzeptanz ist der erste Schritt zu mehr Gelassenheit, Resilienz und der bewusste Umgang mit den Informationen sind im zweiten Schritt entscheidend.
Tipps für mehr Resilienz und den bewussten Umgang mit der Berichterstattung von Prof. Dr. Regina Kostrzewa und Dr. Jürgen Rauter
1. Suche Gemeinschaft – wenn auch „nur“ auf digitalem Weg: Soziale Beziehungen sind wichtig für jeden Menschen, das hat dieses Jahr mehr als nur einmal bewiesen. Gemeinsames Geschenkeauspacken via Videokonferenz, eine Tasse Punsch mit Deinen besten Freunden am Telefon. Fotos vom Weihnachtsspaziergang via WhatsApp. Die Digitalisierung bietet glücklicherweise viele Möglichkeiten. Vor allem, wenn Du ganz alleine bist: Plane soziale Ereignisse für jeden Tag.
2. Fördere ein positives Selbstbild: Du hast in diesem Jahr nicht alles geschafft, was Du Dir vorgenommen hast? Du fühlst Dich einsam und allein? Erstens: Das ist okay und zweitens: Ist das wirklich so? Mache eine Liste mit den Dingen, die Du erreicht hast – trotz der Herausforderungen 2020. Erstell eine Liste mit den wichtigsten fünf bis zehn Punkten und hänge sie gut sichtbar auf – etwa mit ein paar Magneten am Kühlschrank. Und ergänze die erste Liste noch durch eine zweite: Was schätzt Du an Dir am meisten? Diese Liste macht sich gut am Badezimmerspiegel.
3. Fördere „gesunde“ Gewohnheiten: Keine Sorge, das bedeutet alles andere als Verzicht. Gehe pro Tag eine halbe Stunde spazieren oder nimm ein Bad. Meditiere vor dem Einschlafen oder tanze zehn Minuten zu Deinen Lieblingssongs – klingt banal, hat aber ein großes Wirkungspotenzial.
4. Behalte eine optimistische Erwartungshaltung bei: Es ist wie es ist. Daran kann gerade niemand etwas ändern. Statt Worst-Case-Szenarien zu spinnen, kann man den Fokus auf etwas Positives legen. Und wenn das Glas halb leer ist, schütte einfach ein bisschen Punsch nach (am besten alkoholfrei).
5. Setze Dir kleine Ziele und Anreize für die Zukunft: Das erste Wiedersehen mit den besten Freundinnen, das gemeinsame Fußballspielen mit den Kumpels, der Kurztrip in den Schnee nach Österreich – plane schöne Dinge für die Zukunft. Denn: Vorfreude ist die schönste Freude.
6. Sei vorsichtig im Umgang mit Verschwörungstheorien: Sie kleiden sich in ein wissenschaftliches Gewand (weil der Begriff „Theorie“ dies suggeriert). Achte darauf, dass viele davon höchst spekulativ oder reine Behauptungen sind. „Wissenschaftlich“ daherkommende Beiträge, die weder Beweise noch Quellenangaben liefern bzw. keine konkreten Studien angeben, auf die sie sich beziehen, sind letztlich nur Behauptungen, mit denen jemand Stimmung machen will.
7. Triff aktive Entscheidungen bei der Auswahl und Gewichtung der Informationen, mit denen Du konfrontiert bist: Steuere die Informationsaufnahme, wenn Du den Eindruck bekommst, dass der Medienkonsum Dich mehr belastet als informiert. Also auch mal lieber das Weihnachtsmärchen oder einen guten Krimi, statt die Tagesschau schauen.
8. Last, but not least: Wie wäre es damit, wieder einmal zu einem klassischen Buch zu greifen, anstatt am Display den Nachrichten hinterher zu hecheln? Vielleicht bietet diese Weihnachten auch die Chance, stehenzubleiben, die Zeit zu entschleunigen und damit die Möglichkeit, mehr Zeit für sich zu haben …
Den Dingen ihren Lauf lassen und die Ruhe genießen
Auch positives Nachdenken und Lösungen finden, ist und bleibt eine aktive Auseinandersetzung mit der Pandemie. Unser Prof. Dr. Boris Friele, diplomierter Psychologe und Professor für Soziale Arbeit an der IU, sagt dazu: „Die Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung über Fallzahlen und Pandemie-Indikatoren aller Art sollen nicht zuletzt dazu dienen, dass wir ein realistisches Gefahrenbewusstsein entwickeln und unser Verhalten entsprechend anpassen. Die Problematik liegt allerdings darin, dass alle Informationen eine allgemeine Ängstlichkeit, Anspannung und Aufgeregtheit begünstigen. Diese Art von Stress schadet jedoch sowohl dem sozialen Miteinander als auch der individuellen Immunität, es kann zu einem paradoxen Nebeneffekt kommen: Statt maßvoller Vorsicht, angepasster Zwischenmenschlichkeit und Solidarität werden eine Schwächung der individuellen Immunität und soziale Aversionen erzeugt.“ Daher lautet der Haupttipp: Einfach mal nicht darüber nachdenken, den Dingen ihren Lauf lassen und die Ruhe genießen.
In dem Sinne wünschen wir Euch allen wunderschöne und entspannte Weihnachtsfeiertage!